1928 bis 1947

1928

Es findet am 18. Februar eine Kappensitzung mit Tanz und einer Tombola-verlosung statt. Der Eintritt kostet mit Fastnachtskappe für Herren 1 Mark, für Damen 0,75 Mark, für Verheiratete per Paar 1 Mark; Nichtmitglieder zahlen das Doppelte. Tanzgeld wird extra erhoben. Es spielt die Kapelle Topp aus Gießen.

Bei der Veranstaltung „Wintervergnügen“ spielt die Kapelle Becker aus Treis mit der Besetzung Klavier und 2 Geigen für 12 Mark „die Stimme“.

Das Amt des Schriftführers wird mit dem des 2. Vorsitzenden (E. Zimmermann) vereinigt.

Die Turnstunden finden wieder regelmäßig statt. Wer dreimal fehlt, wird aus dem Verein ausgeschlossen.

Nach einem Vorgespräch am 5. Dezember wird am 12. Dezember zunächst unter dem Versammlungsleiter Heinrich Faulstich (Vorsitzender des Turnvereins) der Verein Arbeitsgemeinschaft Allendorfer Vereine“ gegründet. An diesem Abend sind weiterhin anwesend für den Gewerbeverein Eberhard Ranft und Schneidermeister Friedrich Römer, für den Geflügelzuchtverein Weisbindermeister Christoph Ranft mit Maurermeister H. Käs, für den Männergesangverein Beigeordneter Döll und Maurermeister Jost Benner, für die Sängervereinigung Heinrich Becker und Emil Pingel, für den Schützenverein Geometer Eberhard Lotz und Johannes Damm, für den Turnverein Johannes Wießner und Heinrich Faulstich. Dr. Hermann August wählt man zum 1. Vorsitzenden. Weitere Vorstandsposten erhalten Heinrich Becker, H. Faulstich (Schriftführer). Die Versammlung beschließt ein „Vereinsstatut“.

Die „Arbeitsgemeinschaft Allendorfer Vereine“ ist eine Art Überverein, der das Bindeglied zwischen den Allendorfer Vereinen und den öffentlichen Institutionen darstellt und Termine koordiniert, für den Nikelsmarkt intensiv wirbt, eine Marktzeitung herausgibt, Gewerbeausstellungen organisiert und den Bau einer Stadthalle (Volkshalle) anregt, plant, vorantreibt und dabei der Stadt mit Rat und Tat zur Seite steht. Unter der Regie des Vereines wird eine Badeanstalt an der Lumda gebaut und betrieben. Der Verein ist sehr erfolgreich. Neben Dr. Augst ist Heinrich Faulstich, der Vorsitzende des Turnvereins, sehr rührig.

1929

Protokollvermerke zur Jahresversammlung am 28. März: „Der Vorsitzende konnte keinen Bericht erstatten, weil die Tätigkeit des Vereins sehr schlecht war.“ „Der Verein macht den Festzug an dem Sängerfest des Arbeitergesangvereins mit.“

Versammlungsprotokoll vom 11. Mai. Es sind 23 Mitglieder anwesend.

„Tagesordnung:

Punkt 1.

Beleidigung des ….. an den 1. Vorsitzenden. …. wurde deswegen einstimmig ausgeschlossen.

Punkt 2.

Spiele 19.5.1929 mit Waldsolingen und Elberfeld.

Punkt 3.

Quartier am Samstag vor Pfingsten kommt Waldsolingen und bleibt bis zum 2. Pfingstfeiertag hier (2 Nächte). Elberfeld wird wahrscheinlich am 2. Feiertagmorgen kommen. Die beiden Vereine, welche noch nicht lange spielen, gehören zu unserem Bund. Es wurde für die Gäste ein Geschenk bestimmt.

Punkt 4.

Trommelchor. Das Trommelchor, welches einige Monate lang geschlafen hat, soll sich wieder Mühe geben, da der Verein beschlossen hat, Gäste mit Musik abzuholen.

Sportplatz. Dieser soll zu Recht gemacht werden. Der Geräteschuppen ist im schlechten Zustand. Er soll abgerissen werden und wird auf einem anderen Platz aufgestellt. Die zwei Gebrüder Wallenfels ergeben sich dieser Arbeit.

1930

Protokollvermerk zur Versammlung am 4. Januar: „Punkt I Antrag des Turnver. Mainzlar wegen Bezahlung eines Holmens.“ „Zu Punkt I der Tagesordnung wurde der Vorsitzende des Vereins beauftragt, mit dem Turnverein mündlich zu verhandeln. Der Turnverein Mainzlar sollte seinen Antrag so einreichen, dass die Sache der Haftpflicht übergeben werden kann.“

1931

Handball rückt in den Vordergrund. Der Faustball und das Turnen werden etwas zurückgedrängt. Die Allendorfer Handballmannschaft steht mit Londorf punktgleich an der Tabellenspitze des Lahn-Dünsberg-Gaus. Ein Entscheidungsspiel ist fällig. Es wird in Gießen vor ca. 500 Zuschauern ausgetragen. Die Allendorfer gewinnen mit 5:2 Toren und erspielen sich damit die Gauverbandsmeisterschaft. Damit nimmt der TSV als Vertreter des Gaus an der Meisterschaft des Südwestdeutschen Turnverbandes teil. Der Gegner heißt Petterweil. Das Spiel wird in Groß-Karben ausgetragen. Bei einem Stand von 6:1 für Allendorf bricht der Schiedsrichter wegen Unsportlichkeit der Petterweiler das Spiel vorzeitig ab. Die Mannschaftsaufstellung: K. Vock, Wilhelm Wagner, Wilhelm Wallenfels, Karl und Ludwig Wallenfels, Wilhelm und Heinrich Käs, Georg Damm, Friedrich Wallenfels, O. Schwalb und Ludwig Wagner. Der ganze Ort ist auf den Beinen und feiert seine siegreiche Mannschaft. In den folgenden Jahren ergänzt sich die Mannschaft immer wieder durch junge Spieler, kann allerdings nicht mehr zu dem errungenen „Ruhm“ zurückkehren.

1932

Es liegen keine protokollarischen Aufzeichnungen vor. Im Kassenbuch bleibt bei der Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben ein Überschuss von 4,26 Mark.

1933

Der Jahresabschluss ergibt bei den Finanzen ein Guthaben von 81 Pfennig. Hindenburg ernennt am 30. Januar Adolf Hitler zum Reichskanzler.

1934

Bau der Allendorfer Volkshalle. Der Rohbau wird fertig gestellt. In diesem Jahr sind keine Einnahmen und Ausgaben gebucht.

1935

Erst jetzt taucht der Betrag von 81 Pfennig als Übertrag aus dem Jahr 1933 auf.

1936

Vereinsauflösung. Übernahme in andere Organisationen. Zum Beispiel geht die Deutsche Turnerschaft in der Zeit von 1933 bis 1945 nach ihrer Auflösung in den „Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen“ über.

Die Volkshalle wird erstmals zur Feier des Nikelsmarktes benutzt.

1937

März. Im Kassenbuch des Vereins ist die Restabwicklung der Finanzen dargestellt. Bei den Einnahmen schlagen 57,55 Mark Mitgliedsbeiträge zu Buche. Der gleiche Betrag wird an den „Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ abgeführt. Es finden keine Aktivitäten mehr statt.

1938 bis 1945

Der Turnverein hat jegliche sportliche und administrative Tätigkeit eingestellt.

1939 bis 1945

Der 2. Weltkrieg.

1946

Neubeginn. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges finden sich die älteren Mitglieder und sportlich interessierte Jugendliche zusammen und aktivieren unter der Leitung des Ehrenvorsitzenden Philipp Hof den Turn- und Sportverein. Hier der Wortlaut des Sitzungsprotokolls:

„Gründung des Turn- und Sportverein Allendorf a. d. Lda. am 1.3.1946. Am 1. März 1946 wurde eine Versammlung zwecks Gründung eines Turn- und Sportvereins einberufen. Bei dieser Versammlung meldeten sich 16 als passive, 14 als aktive und 23 als Zöglinge (zusammen 53 Mitglieder) an. Auf der Tagesordnung standen folgende Punkte:

Punkt 1. Begrüßungsansprache von Philipp Hof
Punkt 2. Wahl des Vorstandes
Punkt 3. Eintrittsgeld und Beiträge
Punkt 4. Ausfertigung eines
Statuts
Punkt 5. Antrag bei der Gemeinde zwecks Überlassung des Sportplatzes
Punkt 6. Festsetzung der Turn- und Sportabende

Zu Punkt 1.

Der ehemalige Ehrenvorsitzende Philipp Hof sagte in seiner Ansprache u. a., dass der frühere Turnverein schon seit 1907 bestanden habe und durch den Krieg stillgelegt werden musste. Nun seien die Anwesenden zusammen gerufen worden, um den Verein wieder neu ins Leben zurück zu rufen. Da der Handballsport hier schon früher betrieben wurde, ist man übereins gekommen, denselben auch weiter zu betreiben und zu pflegen. Hierauf wurde der Verein unter dem Namen Turn- u. Sportverein wieder neu ins Leben gerufen.

Zu Punkt 2.

In den Vorstand wurden folgende Mitglieder gewählt:

Philipp Hof erster Vorsitzender
Hch. Bergen 2. zweiter Vorsitzender
Fr. Henn Schriftführer
Karl Franz sen. Kassierer
Wilh. Schwalb sen. Kassenrevisor
Hch. Rau 1. Turnwart

Zu Punkt 3.

Das Eintrittsgeld wurde wie folgt fest gesetzt :

Für aktive und passive Mitglieder Mk. 2.-
Für Zöglinge Mitglieder Mk. 1.-
monatlicher Beitrag (pass. u. akt.) Mk. 1.-
monatlicher Beitrag(Zöglinge) Mk. -.75

Die Beiträge sollen ¼-jährlich erhoben werden. Als Geldheber wurde Hch. Pfeifer bestimmt, welcher als Entlohnung beitragsfrei ist.

Zu Punkt 4.

Es wurde ein Statut mit 8 § entworfen und angenommen.

Zu Punkt 5.

Der Antrag soll bei der Gemeinde eingereicht werden.

Zu Punkt 6.

Die Turn- und Sportabende wurden auf dienstags und donnerstags festgesetzt. Allendorf a. d. Lda., den 1. März 1946. 1. Vorsitzender Philipp Hof, Schriftführer F. Henn, Kassierer Karl Franz.“

Das oben unter Punkt 4 erwähnte „Statut“ ist die Satzung des Vereins. Sie lautet:

„Satzungen des Turn- und Sportvereins Allendorf a. d. Lda.

 § 1

Der Turn- u. Sportverein Allendorf an der Lumda ist im Jahre 1946 wieder neu ins Leben gerufen worden und hat seinen Sitz in Allendorf an der Lumda.

 § 2

Der Turn- und Sportverein Allendorf an der Lumda pflegt den Rasensport, das Volkstümliche und das Geräteturnen.

 § 3

Der Turn- und Sportverein Allendorf an der Lumda ist auf demokratischer Grundlage aufgebaut. Es ist jegliche politische Betätigung im Verein verboten.

 § 4

Mitglied im Turn- u. Sportverein Allendorf an der Lumda kann jeder unbescholtene Deutsche vom 15. Lebensjahre an werden.

 § 5

Die Mitgliedsbeiträge für die Mitglieder des Turn- u. Sportvereins Allendorf an der Lumda werden in der Generalversammlung getrennt nach Jugendlichen und Altersturnern festgesetzt.

 § 6

Der Vorstand des Turn- u. Sportvereins Allendorf an der Lumda setzt sich wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender
2. Vorsitzender
Kassenwart
Schriftwart
Turnwart

 § 7

Im Turn- u. Sportverein Allendorf an der Lumda werden jährlich eine Hauptversammlung und zwei Mitgliederversammlungen abgehalten.

 § 8

Der Turn- u. Sportverein Allendorf an der Lumda kann aufgelöst werden, wenn 2/3 aller Mitglieder für die Auflösung stimmen.

Allendorf an der Lumda, den 1. März 1946.“

Es folgen 3 Unterschriften des Vorstandes und der Abdruck des Vereinsstempels. Die Satzung wird vom Landrat des Landkreises Gießen -Ausschuss für kult. u. Sportvereine- (Kreisjugendausschuss) geprüft und genehmigt. Zusätzlich erklärt sich der Verein unter anderem bereit, den Sport „auf demokratisch antifaschistischer Grundlage zu betreiben und keinerlei politische Interessen zu vertreten.“

Der Vorstand wird sofort aktiv. Schon am 4. März geht ein Schreiben wegen der Sportplatzfrage an den „wohllöblichen“ Gemeinderat. Es hat folgenden Inhalt: „Der 1907 gegründete Turnverein Allendorf a. d. Lda. und am 1. März 1946 wieder neu ins Leben gerufene Turn- u. Sportverein Allendorf a. d. Lda. beabsichtigt, den vorhandenen Sportplatz wieder zu benutzen. Da nun derselbe aus seiner früheren, der Straße längs, gelegenen Lage gebracht worden ist und so für den Sportbetrieb nicht geeignet liegt, bitten wir wohllöbl. Gemeinderat, den Sportplatz in seine alte Lage zurückversetzen zu dürfen. Wir bitten wohllöbl. Gemeinderat höflich, uns -wenn möglich- umgehenden Bescheid zukommen lassen zu wollen und zeichnet im Voraus bestens dankend. Der Vorstand.“

Friedrich Henn übernimmt den Vereinsvorsitz.

Der erste Kassenabschluss nach dem 2. Weltkrieg für 1946 ergab einen Überschuss von ca. 3.630 Reichsmark. Auffallend ist hierbei, dass die Tanzveranstaltungen an Ostern, „Vergnügen am 16.6.“ und beim „Wintervergnügen“ (Theater mit Tanz, 26.12.) Einnahmen von insgesamt ca. 3.400 RM verbucht werden, während sich die Ausgaben bei den 3 Veranstaltungen auf ca. 640 RM belaufen. Das ergibt einen Reinerlös von ca. 2.760 Reichsmark.

1947

Karl Franz jr. löst Henn als Vorsitzenden ab. Der Fußballfreund Heinrich Wissner wird bis 1963 Schriftführer des Vereins.

Der Handballsport beim TSV Allendorf wird durch die Spieler Karl Franz und Heinrich Wallenfels wieder aufgenommen und erreicht bald ein beachtliches Ansehen im Lumdatal. Anton Harbauer übernimmt bis 1952 die Abteilungsleitung.

Die Geburtsstunde des Fußballs beim TSV! Heinrich Müller und Karl Damm organisieren den ersten Trainingsbetrieb. Unter anderem wird ein Freundschaftsspiel gegen Leidenhofen ausgetragen.

Tischtennisfreunde schließen sich zusammen und gründen eine Tischtennissportgruppe ohne Vereinsanbindung. Initiator und Leiter dieser Gruppe ist Willi Angermann. Im Gasthaus „Zum Bahnhof“ werden 2 Tische aneinander gestellt, in der Mitte ein Netz gespannt, Schläger gebastelt und los geht´s mit dem kleinen Zelluloidball. Etwas später findet man bessere Bedingungen im Saal der Gastwirtschaft Muth. Das Training findet nun auf einer von einem Amerikaner erstandenen „richtigen“ Tischtennisplatte statt.